Musikarchiv

Musikalienbestand Veröffentlichungen Franziskanerkomponisten


Musikalienbestand

Musikalienbestand des Haller Provinzachivs Das Archiv der der Franziskanerprovinz Austria in Hall beherbergt eine große Zahl von Musikalien. Es handelt sich dabei vor allem um geistliche Musik, die großteils von Franziskanern selbst zur musikalischen Umrahmung von Gottesdiensten komponiert wurde. Etwa 700 Musikstücke stammen dabei aus der Zeit vor 1765. Bekannte Komponisten der Tiroler Provinz im 19. und 20. Jahrhundert waren P. Peter Singer, P. Arsenius Niedrist, P. Bernardin Engl und P. Richard Zangerl. Der herausragendste ist jedoch P. Hartmann An der Lan-Hochbrunn, dessen gesamter Nachlass sich im Provinzarchiv befindet.

Die ca. 5500 Notenhandschriften des Haller (früher Schwazer) Musikarchives sind durch das RISM-Projekt (Landesleitung Tirol-Südtirol & OFM Austria) unter der Leitung von Dr. Hildegard Herrmann-Schneider (Musikland Tirol) digital katalogisiert worden und im Internet weltweit abrufbar: → Suche im RISM-Projekt


Veröffentlichungen

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Franziskanerkomponisten

Pater Peter Singer an seinem Pansymphonikon

P. Peter Singer OFM

P. Peter (Josef Anton) Singer wurde am 18. Juli 1810 in Häselgehr im Tiroler Außerfern geboren. Schon früh zeigte sich bei ihm eine musikalische Begabung, so konnte er bereits als Kind mehrere Instrumente spielen und komponierte auch einige Werke. Nachdem er das Franziskanergymnasium in Hall besucht hatte, trat er 1830 in den Franziskanerorden ein. Nach seinem Theologiestudium und der Priesterweihe war er zuerst in Bozen und dann an der Hofkirche in Innsbruck als Organist tätig.

Im Jahre 1840 kam er in das Kloster nach Salzburg, das für ihn bis zu seinem Tod seine große Wirkungsstätte wurde. Über 36 Jahre übte er dort das Amt eines Novizenmeisters aus und führte mehr als 320 junge Franziskaner in das Ordensleben ein. Zu diesen gehörten unter anderem der selige P. Engelbert Kolland, Märtyrer in Damaskus, und einige Mitbrüder, die, wie zum Beispiel P. Arsenius Niedrist, durch sein Vorbild animiert, später selbst zu Komponisten und Organisten wurden. Seine spirituellen Übungen gab er in dem Buch "Geistliche Betrachtungs-Uhr" (Wild München 1843) heraus und verfasste mit seinem anonym erschienenen "Seraphischen Martyrologium" (Endl & Penker Salzburg 1860) ein Kompendium der Heiligen und Seligen des Franziskanerordens. Zudem war er mehrfach als Definitor und als Kustos in der Leitung der Tiroler Franziskanerprovinz tätig.

In Salzburg entfaltete P. Peter sein musikalisches Talent auf vielfältige Weise. Zum einen war er als Organist und Chorleiter an der Franziskanerkirche tätig, im Laufe seines Lebens komponierte er über 100 Messen, Requien und geistliche Lieder. Andererseits wirkte er auch mit seinem Werk "Metaphysischer Blick in die Tonwelt" (Literar.-artist. Anstalt München 1847) als Musiktheoretiker. Zu einer Attraktion wurde die Entwicklung und der Bau seines "Pansymphonikons". Es handelt sich dabei um eine Art Orgel, mit der man den Klang verschiedener anderer Instrumente wie Flöte, Violine, Oboe, Fagott, Waldhorn und dergleichen nachahmen konnte. P. Peter gab in seiner Klosterzelle regelmäßige Aufführungen an diesem Gerät, zu denen sich Salzburger Bürger, Touristen, bekannte Musiker und auch Könige einstellten.

Pater Peter Singer verstarb am 25. Jänner 1882. Noch heute erinnert eine Gedenktafel am Kloster unter dem Franziskanerbogen an den zu seiner Zeit berühmten Franziskaner und Musiker.

Werke:

  • Ad te Domine clamavi, A-Dur (Offertorium „Nr. 4“)(Noten: Musikland Tirol)
  • Festmesse, Es-Dur („Nr. 11“) für 5 Vokalstimmen und Orgel (Noten: Musikland Tirol)
  • Missa solemnis, Es-Dur („Nr. 99“) für 6 Vokalstimmen und Orgel (Noten: Musikland Tirol)
  • Qui habitat in adjutorio Altissimi, Des-Dur (Offertorium „Nr. 9“) (Noten: Musikland Tirol)
  • Si observaveris Domine, E-Dur (Offertorium „Nr. 21“) (Noten: Musikland Tirol)

Über ihn:

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Pater Arsenius Niedrist OFM

P. Arsenius Niedrist OFM

P. Arsenius (Ägidius) Niedrist wurde am 30. August 1828 in Tiesens (Südtirol) geboren. Schon in seinen Jugendjahren erlernte er mehrere Instrumente und sang im Kirchenchor mit. Sein musikalisches Talent wurde auch während seiner Schulzeit am Franziskanergymnasium Bozen gefördert. 1845 trat er in das Noviziat der Tiroler Franziskanerprovinz in Salzburg ein. In dieser Zeit wurde er vorallem von seinem Novizenmeister, dem bekannten Komponisten P. Peter Singer, geprägt.

Nach seinem Theologiestudium und seiner Priesterweihe wirkte er als Theologieprofessor und Organist in verschiedenen Klöstern der Tiroler Franziskanerprovinz. Ab 1859 arbeitete er in Schwaz, wo er geistlicher Begleiter der Konvertitin und bekannten Dichterin Cordula Wöhler war. Von 1872 bis 1878 hatte er in Innsbruck das Amt des Provinzials der Tiroler Franziskanerprovinz inne. Er bemühte sich auch besonders um die Verbreitung der franziskanischen Spiritualität in der Bevölkerung, z. B. als Initiator und Herausgeber der Monatszeitschrift "St. Francisci-Glöcklein" und dem jährlich erschienen "Glöckleins-Kalender für die Terziaren des Vaters Franciscus".

Kompositorisch war P. Arsenius hineingestellt in die Spannung zwischen dem aufkommenden Cäcilianismus mit seinem Anspruch auf kirchlichen Ernst und Würde der liturgischen Musik und der im Franziskanerorden ererbten Tradition der sogenannten Kapellmeistermusik mit ihrem Hang zu barock anmutender Verspieltheit. Neben seinen besonders für die aufkommenden Maiandachten bestimmten Marienliedern, welche mancherorts in Tirol heute noch im Repertoire von Landchören zu finden sind, hat vor allem seine "Pastoralmesse in C" die Zeit überdauert.

Zeitlebens gesundheitlich angeschlagen, verstarb P. Arsenius Niedrist am 28. Juni 1886 auf einem Kuraufenthalt in Bad Obladis.

Werke:

Über ihn:

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P. Hartmann An der Lan-Hochbrunn OFM

P. Hartmann An der Lan-Hochbrunn

P. Hartmann wurde am 21. Dezember 1863 in Salurn als Sohn des Eugen von An der Lan-Hochbrunn und der Anna Hübsch geboren und auf dem Namen "Paul" getauft. Schon früh besuchte der die Musikschule in Bozen und erhielt Klavier- und Violinunterricht.

1879 trat er in Salzburg in den Franziskanerorden ein, wo der bekannte Musiker und Komponist P. Peter Singer sein Novizenmeister war, und über den er später eine Biographie verfasste. Nach seiner Priesterweihe im Jahre 1886 und der Vollendung seines Theologiestudiums wirkte er von 1888 bis 1892 als Prediger und Organist in Lienz und Reutte.

Im Jahre 1893 ging er für zwei Jahre in das Heilige Land und war danach von 1895 bis 1906 im Franziskanerkonvent Aracoeli in Rom als Organist tätig, wo er auch das Konservatorium auf der Piazza Santa Chiara leitete. Konzertreisen führten ihn von St. Petersburg bis nach New York. Schließlich lebte und arbeitete P. Hartmann bis zu seinem frühen Tod am 6. Dezember 1914 in München, wurde jedoch in Bozen begraben.

Oratorien:

  • Sankt Petrus (UA 1900 Rom, 2010 im Dom zu Bautzen aufgeführt)
  • Sankt Franciscus (UA 1901 St. Petersburg, 2001 in Bozen aufgeführt und bei Agora-Musica veröffentlicht)
  • Das letzte Abendmahl (UA 1905 Würzburg, Noten: Musikland Tirol)
  • Der Tod des Herrn (UA 1906 Amberg)
  • Die sieben letzten Worte Christi am Kreuze (UA 1908 Brooklyn/New York, Noten: Musikland Tirol)
  • Te Deum (UA 1913 München, Noten: Musikland Tirol)

Weitere Werke:

  • Coro Trionfale per organo (Konzertmitschnitt von Felix Bräuer auf der Domorgel zu Wetzlar: Youtube)

Über ihn:

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